Glücksspiel

Gesundheitliche Fürsorge

Zum Schutz unserer Gesundheit nehmen die meisten Menschen auch Grundrechtseinschränkungen, Einschränkung der Kontakte und Ausgangssperren in Kauf. Das führt unter Anderem dazu, dass viel Zeit unfreiwillig in der eigenen Wohnung verbracht wird. Isoliert, nur Fernsehen und Internet zur Außenwelt wird man dann massiver Werbung für Online-Casinos und Lotterien ausgesetzt, die für viele einen Ausweg aus dem Dilemma versprechen. Der dadurch erzielte Verlust kann ziemlich schnell zur existentiellen Bedrohung werden, die sich scheinbar nur noch mit dem versprochenen Gewinn abwenden lässt. Bei Familien kann der gewaltige Druck der auf dem/der, wahrscheinlich schon verschuldeten, Abhängigen lastet zu Beschaffungskriminalität, Armut und häuslicher Gewalt führen.

Nicht-stoffliches Suchtverhalten findet viel zu wenig Beachtung in unserer Gesellschaft. Es hat fast den Anschein, als wären viele Abhängigkeiten gewollt um damit lukrative Wirtschaftszweige zu fördern. Wirtschaftszweige, die normalerweise eher der organisierten Kriminalität zugesprochen werden wie Casino, Wettbüros und Prostitution.

Der Glücksspiel-Staatsvertrag

ist ein gutes Beispiel für gelungene Lobbyarbeit, die Online- Casinos und Lotterien ungehindert werben lässt. :prost:

Schon in seinem Urteil vom 8. September 2010 entschied der Europäische Gerichtshof, dass das staatliche Sportwetten-Monopol des ursprünglichen Glücksspiel-Staatsvertrages gegen europarechtliche Vorgaben verstößt. Zur Begründung verwies der EuGH u. a. auf intensive Werbekampagnen der staatlichen Glücksspiel-Anbieter, die der Sucht-Prävention als der notwendigen Grundlage eines Glücksspielmonopols zuwiderliefen.

vielen Dank auch B-)

§ 5 Werbung
(1) Inhaber einer Erlaubnis nach § 4 dürfen vorbehaltlich anderweitiger gesetzlicher
Regelungen für die erlaubten Glücksspiele werben und Sponsoring betreiben. Sie können
Dritte mit der Durchführung der Werbung beauftragen.

Die Bitte der Drogenbeauftragten der aktuellen Regierung doch keine Milliarden mit Glücksspiel zu verdienen oder wenigstens keine Werbung dafür zu machen, geht in dem schallenden Gelächter der Spielunternehmer, Politiker und Massenmedien unter.

Selbst zu Zeiten der SARS-CoV-2-Pandemie haben Anbieter erlaubter Online-Casinos im Fernsehen intensiv für ihre Angebote geworben – und das teilweise zur besten Sendezeit. Gerade während der Beschränkungen des öffentlichen Lebens erreichte die Werbung mehr Personen als zuvor. Die Drogenbeauftragte hat die Innenminister der Bundesländer aufgefordert, konsequent gegen Unternehmen vorzugehen, die für Glücksspiel im Fernsehen werben. Darüber hinaus hat sie die Medienkonzerne aufgefordert, die Ausstrahlung unerlaubter Glücksspielwerbung zu unterlassen aber keine Maßnahmen zur Durchsetzung getroffen z,B. ein Werbeverbot.

Obwohl im Glücksspiel-Staatsvertrag Prävention und Jugendschutz geregelt werden, ist hier ein fehlendes Werbeverbot kontraproduktiv, wie schon der EuGH urteilte.
Auch im neuen Glücksspielstaatsvertrag, der am 01.07.2021 in Kraft tritt, ist kein Werbeverbot vorgesehen.

28.10.2017

Das weitgehende Verbot von Glücksspielen im Internet ist auch nach Lockerungen bei Sportwetten und Lotterien weiterhin gültig und rechtmäßig. Das hat das Bundesverwaltungsgericht am 26. Oktober 2017 in Leipzig entschieden (Az.: 8 C 14.16 und 8 C 18.16) und damit das bestehende Verbot für Casino-, Rubbellos- und Pokerspiele im Internet bestätigt. Dieses verstoße nicht gegen die europäische Dienstleistungsfreiheit und auch nicht gegen Verfassungsrecht.

Mit Ausnahme konzessionierter Sportwetten und Lotterien sei das Veranstalten und Vermitteln von öffentlichem Glücksspiel im Internet laut Glücksspielstaatsvertrag verboten, erklärte das Gericht. Wie der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg bereits zu dem früheren strengeren Verbot bestätigt hat, verstößt dies auch nicht gegen die unionsrechtliche Dienstleistungsfreiheit.

VAUNET Verband privater Medien
Warum erscheint dann im Fernsehen auf vielen Kanälen Werbung für verbotenes Glückspiel?

Mit den Verhaltensregeln des Deutschen Werberats über die kommerzielle Kommunikation für Glücksspiele engagiert sich die Branche auch zukünftig für eine verantwortungsbewusste Bewerbung erlaubter Glücksspielangebote. Unmittelbar nach Inkrafttreten des neuen Vertragswerkes wurde verkündet, dass der Sportwetten-Anbieter Tipico offizieller Sponsor der Sportschau für die neue Saison der Fußball-Bundesliga wird. Auch Bwin tritt seit Juli erstmals werblich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auf. 

VAUNET Verband privater Medien

Auch die Öffentlich rechtlichen Sender spielen mit bei der Großen Abzocke. In den Verhaltensregeln des Deutschen Werberats über die kommerzielle Kommunikation für Glücksspiele wird beschwört, dass Spielsucht keine gesellschaftlichen Schäden verursachen würde (keine Beschaffungskriminalität kein Elend) und überhaupt der deutsche Spieler so verantwortungsbewusst mit dem Glücksspiel umgeht, dass er keine Gefahr läuft in eine Abhängigkeit und missbräuchliche Verhaltensmuster zu verfallen, behauptet doch die Werbewirtschaft.
Das ist kompletter Unsinn, denn in den meisten Fällen von Geldspielen ist eben absehbar dass sich schnell ein selbst gefährdendes Verhaltensmuster einstellt was das Umfeld des Spielers, den Spieler selbst und letztendlich auch die Gesellschaft betrifft.

Armut als treibende Kraft

Wenn man bedenkt dass gerade von Armut betroffene Menschen anfällig für die Verlockung sind einmal genug Geld zu haben dass genau diese Menschen von online-Casinos und Lotterien über den Tisch gezogen werden oder für einen Traum wetten der ihnen in den Medien erst suggeriert wird, fällt einem vielleicht auf dass sich die prekäre Lage gerade dieser Menschen noch verschärft.

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